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Der Heimatindex der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken hat im Herbst 2024 einen Zähler auf 65 Punkte im Vergleich zum Sommer 2023 nachgegeben. „Diese vermeintlich nur kleine Veränderung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die schwächelnde Konjunktur den Bayern Sorgen macht“, kommentierte Stefan Müller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), die Zahlen am Donnerstag in München. Im wirtschaftlich erfolgsverwöhnten Freistaat gab die allgemeine Lebenszufriedenheit um drei Zähler auf jetzt 71 Punkte nach, während die Lebenszufriedenheit im Rest der Bundesrepublik einen Zähler auf 60 Punkte zulegte. Im Sommer 2023 war der Unterschied zwischen Bayern (74 Punkte) und Bund (59 Punkte) noch deutlicher ausgefallen.
Die Lebenszufriedenheit beurteilen die Niederbayern, Mittelfranken und Schwaben mit jeweils 72 Punkten etwas besser als der bayerische Durchschnitt. In allen anderen Regierungsbezirken bleibt der Wert unter dem Durchschnitt: In Oberbayern und Oberfranken liegt er bei 70 Punkten, in der Oberpfalz bei 69 Punkten und in Unterfranken bei 68 Punkten.
Wirtschaftliche Sorgen drücken der jungen Generation aufs Gemüt
Die Sorge um die lahmende Wirtschaft zeigt sich auch im Teilindex „Arbeitsplatz und persönliche finanzielle Situation“, der um zwei Zähler auf 62 Punkte zurückging. Dagegen sind die regionalen Unterschiede in dem Teilindex nur marginal: Mittelfranken und Schwaben vergeben 63 Punkte. Oberbayern, Niederbayern, Oberfranken und Unterfranken 62 Punkte und Oberpfalz 61 Punkte. Dafür ist bei den Altersgruppen ein deutlicher Unterschied zu sehen: Besonders schlecht beurteilen diesen Teilindex die 18- bis 24-Jährigen, die hier nur 57 Punkte vergeben. Bei der Unterkategorie „eigene wirtschaftliche und finanzielle Situation“ vergibt diese Altersgruppe sogar nur 48 Punkte – zehn weniger als der Durchschnitt. „Diese Zahlen belegen, dass besonders die junge Generation unter der schwächelnden Konjunktur leidet“, folgerte Müller. „Umso wichtiger ist es, in der Finanz- und Wirtschaftspolitik einen klaren Kurs einzuschlagen. Widersprüchliche Strategien, Unklarheiten und Wankelmütigkeit in den Aussagen sind kontraproduktiv und wirken sich unmittelbar auf die Lebenswirklichkeit der Bevölkerung aus“, kritisierte er.
Traditionell die höchsten Werte erreicht der Teilindex „Vernetzung mit Freunden und Familie“, der allerdings um einen Zähler auf 74 Punkte im Vergleich zur Erhebung im Sommer 2023 nachgibt. Besonders gut wird dieser Teilindex mit 76 Punkten in Niederbayern bewertet. Auf 74 Punkte kommt er in Oberbayern, der Oberpfalz, Mittelfranken und Schwaben – auf 73 Punkte in Unterfranken und 72 Punkte in Oberfranken. Die Unterkategorie „Familiäre Situation“ büßt vier Zähler auf 74 Punkte ein, während die Unterkategorie „Freundes- und Bekanntenkreis“ einen Zähler auf 73 Punkte zulegt.
Zwei Zähler auf 60 Punkte gibt der Teilindex „Wohnumfeld“ nach. In Unterfranken beläuft sich dieser Wert auf 62 Punkte, 61 Punkte erreicht er in Oberbayern und Oberfranken, je 60 in Niederbayern und der Oberpfalz und 59 in Mittelfranken und Schwaben. Auch hier sind es wieder die jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren, die diesen Teilindex schlechter bewerten, mit 56 Punkten und damit vier Zähler unter dem bayerischen Durchschnitt.
Die zum Teilindex „Wohnumfeld“ gehörende Unterkategorie „Zustand der Natur“ bewerten die Bayern nochmals zwei Zähler schlechter als im Vorjahr, mit 55 Zählern. Während der Corona-Pandemie hatte der Wert im Sommer 2021 noch bei 61 gelegen. Die Unterkategorie „Sicherheit vor Kriminalität und Verbrechen“ gibt um zwei Punkte nach, auf einen Wert von 48 Punkten. Diese Entwicklung gibt auch den bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken Anlass zur Sorge. „Die Sprengung von Geldautomaten durch organisierte Banden sowie immer professionellere Betrugsversuche online oder via Telefon schlagen negativ auf das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung durch“, kommentierte Müller die Zahlen.
Internetzugang wird besser bewertet
Unverändert bei 51 Punkten verharrt der Teilindex „Technische Infrastruktur und Grundversorgung“. Besonders gut mit je 52 Punkten bewerten diesen die Oberbayern, die Oberpfälzer, Mittelfranken und Schwaben. In Niederbayern sind es 51 Punkte, in Unterfranken 49 Punkte und in Oberfranken 48 Punkte. Große Fortschritte hat Bayern offenbar beim Ausbau des Internets gemacht. Die Unterkategorie „Verfügbarkeit und Geschwindigkeit des Internets“ bewerten die Befragten mit 66 Punkten fünf Zähler besser als noch im Sommer 2023.
Rückläufig ist hingegen die Bewertung der Gesundheitsversorgung. Mit Ausnahme von Schwaben verzeichnen alle Regierungsbezirke Einbußen. Der Wert sank hier um drei Punkte auf 43 Zähler. „Die Gesundheitsversorgung wird auch in den kommenden Jahren ein erhebliches Problem gerade für die ländliche Bevölkerung bleiben. Genossenschaftliche Lösungen, beispielsweise in Form von Medizinischen Versorgungszentren, können ein Weg sein, dem entgegenzuwirken und die Gesundheitsversorgung im gesamten Land zu verbessern“, findet Müller.
Zufriedenheit mit kulturellen Angeboten wächst
Bei 70 Punkten verharrt der Teilindex „Freizeit, Kultur und Bildung“. 72 Punkte vergeben hier Niederbayern, Mittelfranken und Schwaben, je 70 Punkte Oberbayern und Oberfranken. Auf 69 Punkte kommt dieser Teilindex in der Oberpfalz, in Unterfranken sind es 68 Punkte. Während die Unterkategorie „Schul- und Bildungsangebote“ um drei Zähler auf 67 Punkte nachgibt, nimmt die Beurteilung der „Kulturellen Angebote“ um vier Zähler auf 73 Punkte zu. „Die steigende Zufriedenheit mit kulturellen Angeboten deutet auf eine positive Entwicklung in der Freizeitgestaltung hin, was auf eine anhaltende Belebung des gesellschaftlichen Lebens in Bayern schließen lässt“, sagte Müller.
Der Heimatindex der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken wird jährlich im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage vom Meinungsforschungsinstitut GMS Dr. Jung GmbH ermittelt. Dazu bewerten die Befragten einzelne Aspekte der Kategorien „Allgemeine Lebenszufriedenheit“, „Vernetzung mit Freunden und Familie“, „Freizeit, Kultur und Bildung“, „Arbeitsplatz und persönliche finanzielle Situation“, „Wohnen, Umwelt und Sicherheit“ sowie „Technische Infrastruktur und Grundversorgung“ mit 0 bis 100 Punkten. Aus diesen Teilergebnissen wird der Index berechnet. Für diesen Heimatindex wurden insgesamt 1.006 Teilnehmer zwischen dem 11. September und dem 16. September 2024 befragt.