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13.07.2023

Für mehr Freiheit und Unternehmertum

Genossenschaften in Bayern feiern 122. Verbandstag auf dem Nockherberg

Videozusammenfassung vom Verbandstag (externer Link auf YouTube)

Mit einem klaren Bekenntnis zur genossenschaftlichen Idee haben die bayerischen Genossenschaften am Donnerstag ihren 122. Verbandstag auf dem Nockherberg in München gefeiert. Rund 900 Vertreterinnen und Vertreter genossenschaftlicher Unternehmen hatten sich zu diesem „Familientreffen“ zusammengefunden. Unter dem Motto „Genossenschaften gestalten Zukunft: Wir bewegen Bayern“ wurden die Leistungen der knapp 200 Volks- und Raiffeisenbanken sowie fast 1.000 Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften in Bayern für Wirtschaft und Gesellschaft gewürdigt.

Ministerpräsident Markus Söder stellte in seinem Grußwort die große Bedeutung der Genossenschaften für Wirtschaft und Gesellschaft im Freistaat heraus. Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), betonte die wichtige Rolle der Genossenschaften in unsicheren Zeiten: „Volks- und Raiffeisenbanken sind das finanzielle Rückgrat des bayerischen Mittelstands. Nahezu die Hälfte aller mittelständischen Unternehmen steht in Verbindung mit einer Volks- oder Raiffeisenbank. Jeder vierte Euro an Kapitalbedarf der mittelständischen Wirtschaft kommt von einer Volks- und Raiffeisenbank.“ Des Weiteren verwies er auf Energiegenossenschaften, die die Energiewende vorantreiben und die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar beteiligen. Scheller hob zudem das Engagement von Genossenschaften für den Erhalt und die Stärkung von Kultur und Gesellschaft hervor, wie beispielsweise Dorfläden, Brauereien und Winzergenossenschaften. Diese genossenschaftlichen Unternehmen bringen Menschen zusammen und tragen zur Gestaltung der Heimat bei, wodurch der ländliche Raum lebenswert und der regionale Kreislauf intakt bleiben.

Differenziertes Verbraucherbild

Scheller betonte, dass die Wirtschaft wie auch Genossenschaften einen angemessenen Rahmen benötigen, um ihre Kraft und identitätsstiftende Wirkung voll entfalten zu können. Er fordert mehr Freiheiten für Unternehmertum und Bürger sowie eine Regulatorik, die sich am tatsächlichen Risiko ausrichtet. Der Verband setzt sich für eine Politik der Eigenverantwortung sowie ein differenziertes Verbraucherbild ein, das den mündigen Verbraucher ins Zentrum stellt. Dazu gehört unter anderem auch ein Nebeneinander von Provisions- und Honorarberatung bei Finanzanlagen.

Scheller lehnte auch die Überlegungen aus Brüssel ab, die Volks- und Raiffeisenbanken einer europäischen Abwicklungsbehörde zu unterstellen. Er bezeichnete das in seiner Rede als erneuten Versuch aus Brüssel, das Geld der deutschen Sparerinnen und Sparer für die Rettung der Banken in anderen Ländern einzusetzen. „Wir haben stets eigenverantwortlich für die Stabilität unserer Volks- und Raiffeisenbanken gesorgt. Dieser Blickwinkel fordert eher Erleichterungen statt zusätzliche Belastungen“, betonte der Verbandspräsident.

122. GVB-Verbandstag / Foto: Lennart Preiss

122. GVB-Verbandstag / Foto: Lennart Preiss

Genossenschaften und Bürgerbeteiligung

Genossenschaften können durch Bürgerbeteiligung einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Energiewende leisten. Der GVB nennt als notwendige politische Rahmenbedingungen einen Bürgerenergiefonds, der teure Vorplanungskosten vorfinanziert, eine faire Kostenverteilung von Netzentgelten sowie ein Speicherförderprogramm. Seine politischen Positionen hat der Verband in einer Broschüre zur bevorstehenden Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober formuliert, die am Verbandstag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde (siehe Anlage).

Anlässlich des Verbandstags wurde auch ein Wechsel an der Spitze des Verbandsrats, des Aufsichtsgremiums des Verbands, vollzogen. Gerhard Walther, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Mittelfranken Mitte, übernahm den Vorsitz des GVB-Verbandsrats und fungiert nun als ehrenamtlicher Verbandspräsident. Sein Vorgänger, Wolfgang Altmüller, Vorstandsvorsitzender der meine Volksbank Raiffeisenbank aus Rosenheim, hat sein Amt niedergelegt, da er den Verbandsratsvorsitz des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken in Berlin übernommen hat. Altmüller bleibt weiterhin Mitglied des GVB-Verbandsrats. Walther wurde bereits im Januar vom GVB-Verbandsrat gewählt und trat sein Amt offiziell mit dem Verbandstag an. Dadurch wird die Kontinuität an der Spitze des Aufsichtsgremiums sichergestellt.

Genossenschaften – ein demokratisches Erfolgsmodell

Altmüller stellte bei seiner Rede heraus, dass Genossenschaften nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein demokratisches Erfolgsmodell seien. „Die Mitglieder sind unsere Basis und unsere Zukunft“, so Altmüller. „Genossenschaften sind durch und durch nachhaltig“, sagte er: Nicht, weil eine EU-Taxonomie sie dazu verpflichten würde. „Sie haben Nachhaltigkeit in den Genen, weil sie den Menschen verpflichtet sind.“

Walther hob in seinen Schlussworten die Stärke der bayerischen Genossenschaften sowie des Verbands hervor. Beides sorge dafür, dass Genossenschaften auch in Zukunft ihren Beitrag zu Wirtschaft und Gesellschaft leisten könnten.

Die Bedeutung der Nachhaltigkeit bei der Gestaltung der Zukunft betonte ein weiterer Redner der Veranstaltung: Bestsellerautor Frank Schätzing stellte die zentralen Botschaften seines Buchs „Was, wenn wir einfach die Welt retten? Handeln in der Klimakrise“ vor.

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