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07.06.2024

Standpunkt: Europäische 
Kapitalmarktunion

EU-Kapitalmarkt ist kein Allheilmittel
Kernforderungen
  • Bedarf des deutschen Mittelstands nach solider und planbarer Kreditfinanzierung vor Ort berücksichtigen.
  • Kreditfinanzierung durch Abbau bürokratischer Regulierung erleichtern
  • Mittelstand nicht in unsichere und weniger regulierte Finanzierungsangebote lenken
  • Regulative Hürden senken und Verbriefungsmarkt ausbauen
Worum geht es?
Hintergrund 

Ein gemeinsamer, EU-einheitlicher Kapitalmarkt nach US-amerikanischem Vorbild – das ist die Vision der Kapitalmarktunion. Ein erster Anlauf 2015, der vor allem für KMUs den Zugang zu Finanzmitteln vereinfachen und Finanzierungsquellen ausweiten sollte, brachte nicht den erwünschten Effekt. Deshalb legte die EU-Kommission im Herbst 2020 einen weiteren Aktionsplan mit      16 Maßnahmen vor. Dieser sollte die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie unterstützen, den digitalen und ökologischen Wandel vorantreiben, die finanzielle Inklusion verbessern und die EU unabhängiger machen. Doch auch diese Maßnahmen haben wenig Fortschritte gebracht, sodass die Fragmentierung der europäischen Kapitalmärkte bis heute in vielen Bereichen andauert.

Ausgangslage

Die Harmonisierung und Weiterentwicklung des europäischen Kapitalmarkts soll die Rahmenbedingungen für die Unternehmensfinanzierung verbessern und die grüne Transformation stärken. Während Einzelaspekte der Kapitalmarktunion zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit Europas beitragen können, ist ein zu starker Fokus auf den Kapitalmarkt für die deutsche, mittelständisch geprägte Wirtschaft nicht die passende Lösung.

Problem 

Für den deutschen Mittelstand wird ein einheitlicher europäischer Kapitalmarkt nur begrenzte Effekte haben. Denn die externe Mittelstandsfinanzierung wird auch in Zukunft vor allem durch Bankkredite erfolgen. Im Firmenkundenbereich haben Regionalbanken einen Marktanteil von 70 Prozent. Der Mittelstand vertraut bei der Finanzierung seiner Hausbank. Während der Kapitalmarkt liberalisiert werden soll, wird die Kreditvergabe parallel durch immer strengere und bürokratischere Regulierung erschwert. Diese gegenläufige Entwicklung ist nicht im Sinne von kleinen und mittleren Unternehmen, die solide und planbare Finanzierungen in Form von Krediten mit fester Zinsbindung bei verlässlichen Kreditinstituten in ihrer Region möchten.

Lösung 

Statt den Mittelstand in komplexe Kapitalmarktinstrumente zu lenken, sollten die Rahmenbedingungen für die Kreditvergabe verbessert werden, damit diese einfacher, schneller und kostengünstiger wird. Dazu gehören unter anderem:

  • Keine weitere Erhöhung von Eigenkapitalanforderungen, sowohl im Bereich von Mindestkapitalanforderungen (Säule I) als auch von bankaufsichtlichen Maßnahmen (Säule II)
  • Senkung administrativer Anforderungen in den Bereichen Markt und Marktfolge in den Banken bei der Kreditvergabe
  • Abbau bürokratischer Belastung im Bereich Meldewesen und Offenlegung
  • Vereinfachte Aufsichtspraxis für risikoarme Regionalbanken

Eine hilfreiche Ergänzung dieser Maßnahmen durch die Kapitalmarktunion kann der Ausbau des Verbriefungsmarktes sein. Denn durch einen breiten Verbriefungsmarkt könnten Geldinstitute Kreditrisiken auf den Kapitalmarkt übertragen und damit gleichzeitig Freiraum für zusätzliche Kreditvergabe schaffen.

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