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Er stellt darin die Frage, woran es liegt, dass Deutschland im Gegensatz zu anderen in die Rezession rutsche: „Heute ist Deutschland für Unternehmen zu teuer, das gilt für die Energiekosten ebenso wie für die Steuerlast. Die Bürokratie treibt Blüten, und Zukunftskonzepte setzen zu sehr auf das Prinzip Hoffnung“, analysiert Scheller. Es gehe aber nicht darum, das Land pauschal schlechtzureden. Was es brauche, seien Ideen und Konzepte, um den Wirtschaftsmotor wieder zum Schnurren zu bringen. „Eigenverantwortung, Unternehmertum, Förderung“, schreibt er. Dieser Dreiklang, auf Basis verlässlicher Rahmenbedingungen, könne wieder zurückführen auf den Weg von Wachstum und Innovation. Das genossenschaftliche Prinzip könne hierzu einen wertvollen Beitrag leisten. „Es fußt auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung, Hilfe zu Selbsthilfe und bürgerschaftlichem Engagement. Genossenschaften warten nicht darauf, bis der Staat oder ein anderer Akteur handelt, sondern sie packen selbst an“, so der GVB-Präsident.
Die mehr als 1.000 genossenschaftlichen Unternehmen in Bayern würden den Mittelstand prägen, seien in 35 Branchen aktiv, von der Landwirtschaft und Energie bis zu Handel, Handwerk und Dienstleistung. Wer außerdem zur genossenschaftlichen Familie in Bayern gehöre und diese maßgeblich prägt, sind die knapp 200 Volks- und Raiffeisenbanken. Diese regional verwurzelten Institute würden Menschen und Mittelstand verlässliche Finanzdienstleistungen bieten. „Genossenschaften haben eine Perspektive, die weit in die Zukunft gerichtet ist“, schreibt Scheller. Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen könnten Genossenschaften wieder ihre Kraft entfalten – die entsprechenden unternehmerischen Spielräume vorausgesetzt.
In einer Reportage mit dem Titel „Die Rettung vom Wombach“ widmet sich die renommierte Wochenzeitung „DIE ZEIT“ der Gründung einer Bäckereigenossenschaft im fränkischen Wombach. Es kommen unter anderem Max Riedl vom GVB sowie die Genossenschaftsgründer und Banker Hilmar Ullrich und Michael Zeuch von der Raiffeisenbank Main-Spessart zu Wort.
Jeden Tag schließe in Deutschland eine Bäckerei. Fachkräftemangel, Inflation, gestiegene Energie und Rohstoffkosten belasten das Handwerk. Weizen war im letzten Jahr zeitweise um 50 Prozent, Öl sogar um das Dreifache teurer als üblich. Schließt die Bäckerei, gerate in vielen Dörfern etwas ins Rutschen, schreibt der Autor. Der Wombacher Bäcker habe gut gewirtschaftet, konnte aber gesundheitlich nicht mehr. Die Bewohner hätten eine Lösung gefunden – weil alle gemeinsam handelten, vom Baby bis zum Greis: Denn es sei die Idee einer Genossenschaft entstanden und nur fünf Wochen nach der Genossenschaftsgründung habe die Bäckerei Wombicher Beck eröffnet. „Wombich, so nennen sie ihren Ort im lokalen Dialekt. Der Pfarrer, die Dorfkapelle und Bäckermeister Endres kamen zur Eröffnung. In Wombach erinnert man sich gerne an diesen Tag“, schreibt „DIE ZEIT“.
In diesem Zusammenhang wird auch Max Riedl vom bayerischen Genossenschaftsverband zitiert, der sagt, dass das „wohl die schnellste Gründung in unserer Verbandsgeschichte gewesen ist“. In Bayern gebe es 1.200 Genossenschaften, darunter Wirtshäuser, Gemeindehäuser und 35 Dorfläden, „aber so eine starke Gemeinschaft für einen einzelnen Handwerksbetrieb, das ist die Ausnahme“, so Riedl.
Für ihren gemeinschaftlichen und ehrenamtlichen Einsatz hätten die Wombacher sogar den Bayerischen Demografiepreis erhalten, weil sie die Lebensqualität im ländlichen Raum steigerten. Und auch für die Genossenschaften solle sich die eG langfristig auszahlen, die „erste Rendite ist doch, dass wir unseren Bäcker noch im Dorf haben“, wird Hilmar Ullrich abschließend zitiert.