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Nahwärmegenossenschaften boomen. Das zeigt auch die Mitgliederliste des GVB, der im laufenden Jahr 2021 bereits mehrere neu gegründete Nahwärmegenossenschaften in seinen Reihen begrüßte. Eine davon ist die mittelfränkische Nahwärme Wettelsheim-Bubenheim eG. Was die Genossenschaft für Pläne verfolgt, wie sie einen Beitrag zur Energiewende leisten will und wie sie vom GVB bei der Gründung unterstützt wurde, erzählt Vorstandsvorsitzender Hannes Köhnlein im Interview.
Was will die Nahwärme Wettelsheim-Bubenheim eG erreichen und wie profitieren davon die Mitglieder?
Hannes Köhnlein: Die Nahwärme Wettelsheim-Bubenheim eG möchte die Mitglieder mit erneuerbarer Energie mittels Holzhackschnitzeln aus den Wäldern der Mitglieder und der Region versorgen. Damit soll die Wertschöpfung in der Region bleiben. Das oberste Ziel ist es, ein zuverlässiges Wärmenetz auf die Beine zu stellen, aus dem die Mitglieder ohne zusätzlichen Aufwand bequem Wärme abnehmen können.
Wie ist es zur Gründung der Genossenschaft gekommen?
Köhnlein: Zur Gründung ist es gekommen, weil einige Mitglieder aus der Interessensgruppe alte Ölheizungen besitzen und diese erneuert werden müssen. Deshalb haben sich viele aus der Gruppe Gedanken über bezahlbare, nachhaltige und regionale Alternativen zur Ölheizung gemacht. Wir sind daher bei der Nahwärme gelandet und haben uns dazu entschlossen, eine Befragung mittels eines Erhebungsbogens im Dorf durchzuführen, ob Interesse an einem Nahwärmenetz besteht. Die Nachfrage war sehr gut, und so haben wir uns als Interessensgruppe dazu entschieden, das Projekt weiter voranzutreiben und die Gründung einer Genossenschaft zu forcieren. Im weiteren Verlauf wurde außerdem das Interesse an einem Nahwärme-Anschluss im benachbarten Ort Bubenheim abgefragt. Daraufhin haben sich so viele Bubenheimer gemeldet, dass das geplante Netz ohne eine Kostenerhöhung für die einzelnen Abnehmer um Bubenheim erweitert werden konnte. Daher der Name Nahwärme Wettelsheim-Bubenheim eG.
Die Nahwärme Wettelsheim-Bubenheim eG hat sich als Motto „erneuerbar, ökologisch und gut“ auf die Fahne geschrieben. Auf welche Weise soll dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt werden?
Köhnlein: Der Energieträger Holz ist für uns erneuerbar, ökologisch und gut. Sollte jedoch Holz eines Tages nicht mehr wirtschaftlich sein oder nicht mehr in den Massen zur Verfügung stehen, haben wir uns bereits Gedanken über Wasserstoff als Energieträger gemacht. Wichtig ist für uns jedoch, dass der Energieträger für unser Netz, wie in unserem Logo beschrieben, „erneuerbar und ökologisch“ ist!
Wann wird mit dem Bau der Hackschnitzelheizung begonnen und wann soll das Nahwärmenetz im Ort fertig gestellt sein?
Köhnlein: Mit dem Bau der beiden Heizhäuser und des Nahwärmenetzes soll im Frühjahr 2022 begonnen werden. Die erste Baumaßnahme – die Bahndammdurchquerung zwischen Wettelsheim und Bubenheim – beginnt bereits im Herbst dieses Jahres. In Betrieb gehen soll das Netz im Jahr 2023.
Warum hat man sich genau für die Rechtsform Genossenschaft entschieden?
Köhnlein: Genossenschaft bedeutet für uns Mitbestimmung – gleiches Recht für alle. Mit der Genossenschaften können wir unser gemeinsames Ziel, die Erstellung eines Nahwärmenetzes, unserer Meinung nach am besten erreichen. Des Weiteren haben wir viel Positives über die Rechtsform Genossenschaft erfahren, vor allem von den bereits gegründeten Nahwärmenetzen in unserer Region wie in Pfofeld, Dornhausen und Dittenheim, mit welchen wir auch intensiv im Austausch stehen.
Wie viele Mitglieder hat die Genossenschaft derzeit?
Köhnlein: Derzeit hat die Genossenschaft 258 Mitglieder, daraus resultieren 274 Anschlüsse.
Wie hat Sie der GVB bei der Gründung unterstützt und wie bewerten Sie diese Leistung?
Köhnlein: Max Riedl, Gründungsberater beim Genossenschaftsverband Bayern, hat uns bei der Genossenschaftsgründung sehr unterstützt. Für die Mitglieder der Interessensgruppe war die Gründung einer Genossenschaft ein neues Thema. Daher war es für uns sehr wichtig, einen Ansprechpartner wie Max Riedl zu haben, der uns bei der Genossenschaftsgründung Schritt für Schritt begleitete und hilfreiche Tipps gab.
Welche Hürden mussten Sie bis zur Gründung und bei der Projektplanung überwinden und was können Sie diesbezüglich anderen Genossenschaften in Gründung empfehlen?
Köhnlein: Die größte Hürde bei Gründung und Projektumsetzung war die Corona-Pandemie, die das Abhalten von Präsenz-Veranstaltungen, die zur Information über das Projekt eigentlich zwingend notwendig sind, deutlich erschwerte. Wir mussten daher viele Informationen, die wichtig waren, um die Interessenten vom Projekt zu überzeugen, mittels Broschüren, Infoblätter und E-Mail verschicken. Das war mit sehr großem Aufwand verbunden. Unsere Infoveranstaltung konnte nur im Freien bei strömendem Regen durchgeführt werden.
Vielen Dank für das Gespräch!
Foto oben: Pixabay
Sie möchten auch eine Genossenschaft gründen? Melden Sie sich gerne bei unsem GVB-Expertenteam, das in den vergangenen zehn Jahren mehr als 300 Gründungen betreut hat, darunter auch die Nahwärme Wettelsheim-Bubenheim eG.