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14.03.2024

Bayerische Volks- und Raiffeisenbanken steigern ihr Ergebnis

Lage beim Wohnungsbau bleibt angespannt – Trend zur Umschichtung von Sicht- in Termineinlagen hält an

Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. In einem von großen Unsicherheiten und Unwägbarkeiten geprägten Umfeld haben die Kreditgenossenschaften im Freistaat besonnen und vorausschauend agiert und das Jahr 2023 mit einem soliden Ergebnis abgeschlossen. Das Betriebsergebnis stieg von 1,8 Milliarden Euro auf 2,1 Milliarden Euro. Die positive Entwicklung ist auf das nach wie vor stabile Kundengeschäft und eine weitere Verbesserung in der Kosteneffizienz zurückzuführen.

Die Ausleihungen stiegen um 2,7 Prozent beziehungsweise 3,7 Milliarden Euro auf 140,5 Milliarden Euro. Sowohl bei den kurz- und mittelfristigen als auch bei den langfristigen Ausleihungen ist ein Plus zu verzeichnen. Das hohe Kreditwachstum aus den zurückliegenden Ausnahmejahren wird jedoch nicht erreicht. Die Kredite an Firmenkunden stiegen um 3,4 Prozent auf 75,3 Milliarden Euro, eine Zunahme um 2,5 Milliarden Euro. Kredite an Privatkunden wuchsen um 1,7 Prozent auf 61,3 Milliarden Euro – das ist eine Milliarde mehr als im Vorjahr. „Die Banken spüren die Zurückhaltung bei Privathaushalten und Wirtschaft. In einem insgesamt langsamer wachsenden Markt haben die bayerischen VR-Banken ihren Marktanteil weiter leicht ausgebaut“, kommentierte Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), die Zahlen.

Immobiliengeschäft abgekühlt

Das Geschäft mit Immobilienkrediten, ein wesentliches Geschäftsfeld der Volks- und Raiffeisenbanken, hat sich abgekühlt. Das private Wohnbaukreditgeschäft stieg mit 1,6 Prozent leicht an, auf ein Volumen von 56 Milliarden Euro. Das Neugeschäft erreichte aber bei Weitem nicht mehr die Rekordzuwächse der zurückliegenden Jahre.

Der Bedarf an Wohnraum ist ungebrochen. Es gibt viele Wohnungssuchende, zugleich lässt die Bauaktivität spürbar nach. Damit verschärft sich die Lage, vor allem in Ballungszentren. „Diese Entwicklung betrachte ich nicht nur unter dem geschäftlichen Aspekt mit Sorge. Die Wohnungen, die heute nicht finanziert und gebaut werden, fehlen morgen auf dem Wohnungsmarkt. Davor sollte die Politik nicht die Augen verschließen und für Impulse beim Wohnungsbau sorgen“, forderte Scheller.

Die Zinswende wirkt sich positiv auf das Ergebnis der Volks- und Raiffeisenbanken aus. Der Zinsüberschuss stieg um 14 Prozent auf rund 3,6 Milliarden Euro. „Nach der Negativzinsphase sind die Banken wieder in der betriebswirtschaftlichen Normalität angekommen. Geld hat wieder einen Preis“, kommentierte Scheller. Die Provisionserträge blieben konstant bei knapp 1,4 Milliarden Euro.

Termineinlagen verdreifacht

Bei den bilanziellen Kundengeldern verzeichneten die Banken ein Plus von 0,4 Prozent auf 158,5 Milliarden Euro. Dabei ist eine deutliche Umschichtung zu beobachten von Sichteinlagen in Einlagen bei festverzinslichen Sparprodukten. Die Termineinlagen legten aufgrund attraktiverer Verzinsung deutlich zu und haben sich mehr als verdreifacht (+216,5 Prozent). „Die Banken haben den Kunden gut verzinste Alternativen zum Tagesgeld angeboten“, betonte Scheller. Folglich sind auch die Zinskosten gestiegen, um mehr als 300 Prozent von 288 Millionen Euro auf fast 1,2 Milliarden Euro.

Das außerbilanzielle Kundenanlagevolumen stieg wegen gewachsener Bestände im Wertpapier- und Fondsgeschäft. Die Kunden investierten aufgrund des steigenden Zinsniveaus 2023 deutlich mehr in Rentenpapiere und Rentenfonds als im Vorjahr. Die Nettozuflüsse bei Aktien und Aktienfonds, Immobilienfonds und Mischfonds waren im Jahr 2023 hingegen geringer als im Vorjahr.

Nach Abschreibungen auf die selbst gehaltenen Wertpapiere in Höhe von 1,7 Milliarden Euro im Vorjahr konnten die Banken im vergangenen Jahr Zuschreibungen von rund 330 Millionen Euro verzeichnen. Zum einen ist dies darauf zurückzuführen, dass Anleihen, deren Wert sich aufgrund der Zinsentwicklung im Vorjahr stark verringert hatte, wieder an Wert gewonnen haben, weil der Fälligkeitstermin näher gerückt ist. Zum anderen hat sich der Rückgang im Marktzins im vierten Quartal positiv auf die Bewertung ausgewirkt.

CIR gegenüber Vorjahr verbessert

Die Erträge der bayerischen Genossenschaftsbanken sind deutlich stärker gestiegen als die Kosten. Die Aufwand-Ertrag-Relation (CIR) ist mit einem Wert von 59,8 (Vorjahr 61,2) erstmals unter 60 gesunken. „Die Banken arbeiten effizient. Sie beweisen mit ihren Zahlen, dass das Geschäftsmodell der genossenschaftlichen Regionalbanken sehr erfolgreich ist“, sagte Scheller.

Das harte Kernkapital der Banken ist von 19,2 auf 19,9 Milliarden Euro gewachsen. Die harte Kernkapitalquote liegt damit bei 16,3 Prozent. Scheller sieht darin einen weiteren Beleg für die Solidität der Kreditgenossenschaften: „Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken sind solide mit Eigenkapital ausgestattet. Damit haben sie die besten Voraussetzungen, um auch künftig Firmen- und Privatkunden verlässlich mit Krediten versorgen zu können und damit die Transformation der Wirtschaft sowie die notwendigen Investitionen in die Energiewende zu finanzieren.“ Das gute Ergebnis des vergangenen Jahres werden die Volks- und Raiffeisenbanken nutzen, um die Eigenkapitalbasis weiter zu stärken.

Die Anzahl der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken ist durch Fusionen von 197 auf 184 Banken gesunken. Diese Entwicklung steht in direktem Zusammenhang mit den zunehmenden regulatorischen Auflagen. „Die Erfüllung der Regulierungsanforderungen bindet immer mehr Fachkräfte in der Bank. Der Regulierungsdruck erhöht auch den Fusionsdruck“, betonte Scheller. Er plädierte dafür, Fachkräfte weniger stark mit administrativen Aufgaben zu beschäftigen.

„Der Bürokratieabbau muss in der Praxis umgesetzt werden. Wir sollten unsere Kräfte in der Wirtschaft mehr auf Transformation und Wachstum richten und uns von unnötigem Papierkram verabschieden“, ergänzte der GVB-Präsident. Ein Beispiel dafür sind AGB-Änderungen: Nach einem Urteil des BGH müssen Kundinnen und Kunden sämtlichen Änderungen der Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausdrücklich zustimmen. Dies ist praxisfern, belastet Banken sowie deren Kundinnen und Kunden gleichermaßen und leistet keinen Beitrag zum Verbraucherschutz.

Volks- und Raiffeisenbanken sind attraktive Arbeitgeber

Die Zahl der Beschäftigten blieb mit 29.334 (Vorjahr 29.336 Beschäftigte) konstant – davon sind 1.799 Auszubildende, 81 mehr als im Jahr davor. „Dies zeigt die hohe Arbeitgeberattraktivität der Volks- und Raiffeisenbanken, die in sämtlichen Regionen Bayerns sichere und heimatnahe Arbeits- und Ausbildungsplätze bieten“, betonte der GVB-Präsident.

Das Jahr 2024 ist von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Die weitere Zinspolitik der EZB ist noch nicht absehbar, künftige konjunkturelle Risiken sind nicht auszuschließen. Deutschland steht am Rande einer Rezession. Dennoch zeigt sich der GVB verhalten optimistisch: „Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken sind gut kapitalisiert. So werden sie ihren soliden Erfolgskurs fortsetzen“, prognostiziert Verbandspräsident Scheller.

Für die gesamte Wirtschaft wünscht sich Scheller mehr Soziale Marktwirtschaft und mehr Eigenverantwortung. „Wir haben in Deutschland, in Bayern, in unserer Wirtschaft viel Potenzial. Das gilt es auszuschöpfen. Wir müssen mehr umsetzen und weniger lamentieren.“

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