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Unverpackt-Läden passen angesichts des Klimawandels und der Präsenz von umweltrelevanten Themen perfekt in die heutige Zeit. Unverpackt-Läden gibt es mittlerweile in fast jeder größeren Stadt. Nische oder Trend der Zukunft?
Benedikt Häuser: Im Moment sind Unverpackt-Läden sicher eine Nische. Aber wie jedes Geschäftsmodell, das mit umweltrelevanten Themen zu tun hat, haben sich die Unverpackt-Läden im Lauf der Zeit von ihrem Nischendasein befreit im Vergleich zu vor ein paar Jahren. Wir hoffen natürlich, dass wir dazu beitragen können, das Unverpackt-Einkaufen und das Thema Müllvermeidung zumindest in unserem Stadtteil etwas mehr in den Mainstream zu bringen. Denn unser Ziel ist nicht, für ein paar wenige die Rundum-Anlaufstelle fürs Unverpackte-Einkaufen zu sein, sondern auch Menschen anzusprechen, die bisher noch keinen Kontakt mit dem Thema hatten.
Könnten Sie kurz das Konzept hinter einem Unverpackt-Laden beschreiben?
Häuser: Die Produkte werden in wiederverwertbaren Großverpackungen angeliefert. Die Kunden und Kundinnen füllen diese dann in ihre selbst mitgebrachten Gefäße ab. An der Kasse wird nach Gewicht bezahlt und das Gewicht der Verpackung abgezogen, die man am Anfang ein Mal leer wiegt. Meistens geht´s um feste Nahrungsmittel wie Müsli, Nudeln oder Kekse, die in Dosen abgefüllt werden, aber auch um Reinigungsmittel oder Getränke.
Welche Kundinnen und Kunden gehen in Zukunft in der „Rieselbar“ einkaufen?
Häuser: Das Angebot richtet sich natürlich zuerst an umweltbewusste Kundinnen und Kunden, die Verpackungsmüll sparen wollen. Aber auch für andere Zielgruppen kann das Konzept ansprechend sein, weil der Kunde beliebig große oder kleine Mengen einkaufen kann. Dies kann z.B. für Singles oder Rentner, die keine Familienpackungen brauchen, attraktiv sein.
Was wird es in der „Rieselbar“ zu kaufen geben?
Häuser: Wir planen primär Lebensmittel anzubieten – von Müslis, Nudeln, Nüssen bis hin zu Süßigkeiten, eben alles, was sich gut abfüllen lässt. Daneben soll es z.B. Reinigungsmittel, Seifen oder auch Bücher zum Thema Nachhaltigkeit geben. Wir würden gerne alles anbieten, was Kunden für ihren täglichen Einkauf benötigen, werden aber natürlich nicht an die große Produktpalette von großen Supermärkten herankommen. Außerdem planen wir, ein kleines Café im Laden zu betreiben.
Was wollen Sie mit Ihrer Genossenschaft erreichen und wie profitieren davon Ihre Mitglieder?
Häuser: Der Laden ist für uns nur als Genossenschaft zu realisieren, da jeder von uns hauptberuflich anderweitig beschäftigt ist. Durch die vielen Genossen mit unterschiedlichen Fähigkeiten ergänzen wir uns gegenseitig, schließlich hat keiner von uns schon mal einen Laden eröffnet. Für die Mitglieder bedeutet das, dass sich jeder einbringen kann, egal welchen beruflichen Hintergrund man hat – es gibt immer etwas zu tun. Zudem kann jeder die eigenen Wünsche äußern, wenn es um grundlegende Fragen geht – wie z.B. das Sortiment.
Wer sind die Mitglieder Ihrer Genossenschaft?
Häuser: Wir sind ein bunter Haufen von Leuten, die in und um Moosach wohnen, im Alter von 25 bis 65. Es gibt Genossen, die schon ein Leben lang in Moosach wohnen oder solche, die erst vor Kurzem zugezogen sind. Die meisten kannten sich vor der Genossenschaftsgründung nicht und haben erst so zueinander gefunden.
Warum haben Sie sich für die Rechtsform Genossenschaft entschieden?
Häuser: Bei Unverpackt-Läden ist die Genossenschaft ein erprobtes Erfolgsrezept, auch bei anderen Läden hier in München. Da zudem jeder von uns nur neben dem eigentlichen Job Zeit in das Projekt investieren kann, war die Genossenschaft die ideale Lösung.
Wie hat Sie der GVB bei der Gründung unterstützt und wie bewerten Sie diese Leistung?
Häuser: Der GVB war eine unverzichtbare Stütze und hat uns im kompletten Prozess der Gründung begleitet. Die Formalitäten und rechtlichen Rahmenbedingungen waren für uns alle neu, ohne den GVB wäre es sehr viel komplizierter gewesen, sich selbst einzuarbeiten. Auch die geteilten Erfahrungen aus anderen Genossenschaften waren hilfreich für uns, um ein besseres Gefühl für die Gründung der Genossenschaft zu bekommen, da niemand von uns so etwas zuvor gemacht hatte.
Welche Hürden mussten Sie bis zur Gründung und bei der Projektplanung überwinden und was können Sie diesbezüglich anderen Genossenschaften in Gründung empfehlen?
Häuser: Auch wenn wir nur einen kleinen Laden eröffnen möchten, ist dieser ein kleines Unternehmen und benötigt Fähigkeiten in verschiedensten Bereichen, sei das Marketing und das Gestalten von Flyern, Aufsetzen einer Website und eines Newsletters oder die Erstellung eines Businessplans. Daher ist es hilfreich, möglichst viele Personen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen zu haben, um all diese Bereiche abzudecken. Es lohnt sich also, schon sehr früh im Projekt mit der Mitgliederwerbung zu starten, denn mit einem starken Team kann man auch später jede Aufgabe meistern, die sich im Laufe des Projekts noch stellt.
Vielen Dank für das Gespräch!
Bild oben: Pixabay
Sie möchten auch eine Genossenschaft gründen? Melden Sie sich gerne bei unsem GVB-Expertenteam, das in den vergangenen zehn Jahren mehr als 300 Gründungen betreut hat, darunter auch die Unverpackt Laden München Nord eG.